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27
Juni
typografischer käse






ich gebe zu, manchmal lese ich in meiner mittagspause die bildzeitung. als immobilien-manager braucht man eben komprimierte fakten. ich lese auch manchmal das handelsblatt. aber nicht in der mittagspause. sonst kein umsatz, kostet eben zuviel zeit. ich bin nun schon öfters auf reporter-zwei gestoßen. die benutzung erscheint mir allerdings schleierhaft. wieso z.b., wird bei "die letzten tage des III.reichs" reporter zwei als headline gesetzt ? genause verhält es sich mit dem wort "hitler". normalerweise werden immer gebrochene schriften, z.b. die alte schwabacher, für dieses wort verwendet ? waren doch eigentlich gebrochene schriften zur ns-zeit verboten. vielleicht sollte ich mal der zuständigen layout-tanja eine nachhilfestunde geben. unentgeldlich versteht sich...

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wer hätte gedacht, dass sich die forderung, springer zu enteignen, auch typographisch begründen liesse.

die eigentlich für das ns-regime typische schrift ist für mich die bei den setzern als schaftstiefelgrotesk bekannte lineare abstraktion der gotischen schrift, welche so um 1934 aufkam. eine interessante gegenmeinung dazu gibt es hier: http://moorstation.org/typoasis/blackletter/htm/potsdam.htm

wobei es die nazis selber waren, die, von "schwabacher judenlettern" faselnd, die jahrhundertealte frakturtradition abgewürgt haben. hier: http://www.spd-schwabach.de/content/service/schrift/

reklameplakate dieser verbrecher zeigen, dass diese nahmen, was zu finden war, oder von dem sie meinten, dass es auf die zielgruppe passt. hier: http://www.calvin.edu/academic/cas/gpa/posters1.htm und http://www.calvin.edu/academic/cas/gpa/posters2.htm

die reporter ist eine sog. reklameschrift, entstehung 1938, das würde von der zeit her passen; hier: http://moorstation.org/typoasis/blackletter/htm/nordland.htm

es gab eine vor allem im ausland weit verbreitete ns-propaganda-ilustrierte, die signal. das logo dieses heftes ist eine stilisierte pinselschrift (ebenfalls als signal bekannt), die gewisse ähnlichkeiten zu anderen schriften wie dei reporter oder die bison aufweist. hier: http://uw3.de/
 
Schaftstiefelgrotesk (Sütterlin-Kursiv) war aber nur eine Variante. Die Reichsschrifttumskammer beschäftigte ganze Kommissionen damit, zu definieren, was gerade Line war, und das wurde alle paar Jahre umgestoßen. Kaum hatte man die fast vollständige Durchsetzung gotischer und pseudogotischer Schrifttypen erreicht - übrigens auch in der Schreibschrift, meine Eltern lernten das als "Deutsche Schrift", und ich hatte beim Studium von Breifen aus der NS-Zeit größere Schwierigkeiten als mit mittelalterlichen litterae elongatae - da führte die Eroberung Norwegens, des Benelux und Frankreichs dazu, dass man Antiqua-Schriften wieder zulassen musste, weil dort niemand die Sütterlin- und Hättenschweiler-Adaptionen lesen konnte. Nach der Eroberung weiter Gebiete des Ostens wurde das nochmal einen Zacken komplizierter, und schließlich ging es darum, normalerweise kyrillisch lesenden Menschen in lateinischer Schrift einfachste Sachverhalte (Halt oder du wirst erschossen, hier zu, hier auch, heute kein Fleisch) klar zu machen.
 
Ich verbinde mit der "Reporter" eher die frühen 60er Jahre. Aber das ist rein subjektiv.
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